Stil: Psychedelic/Alternative Rock
Label/Vertrieb (VÖ): Pate/Edel (03.08.2009)
Bewertung: 8/10
Link: www.milkplus.at
Leichte Kost klingt anders.Unkonventionell und mit hohem Anspruch wird alles an bisherigen Hörgewohnheiten kurzerhand über Bord geworfen - Die gängigen Strukturen werden zugunsten von radikelen Tempiwechsel, enormer Dynamik und dem extremen Einsatz von Klangfarben aufgebrochen. Die Bandbreite innerhalb eines Songs reicht von schönen, eingängigen Melodien über wirre, vertrakte Breaks bishin zu verstörenden Klangflächen. Das Ergebnis: Irritation. Es leidet jedoch zu keiner Sekunde die Musikalität oder der Sinnzusammenhang eines Stückes. Obwohl das musikalische Geschehen von Kontrasten und (scheinbaren?) Gegensätzlichkeiten geprägt ist, kommt weder melodische Gitarrenarbeit ("Zensmark") noch poppige Gesangslinien zu kurz, wobei besonders "Paragon Negative" mit seiner hypnotischen Eindränglichkeit hervorsticht.
Artwork, Lyrics und der Bandname berufen sich inhaltlich auf ein ominöses "Buch der Steine", in dem ein Protagonist names Lammond im Kampf gegen das kollektive Denken der Menschen (Stichwort: Popmusik!) steht und dabei sowohl Muttermilch wie auch Mr. Feldman eine Schlüsselrolle zu spielen scheinen!? Sonderbar und allen Anschein nach eine tiefsinnige Angelegenheit mit hohem Symbolcharakter. Zeigt sich hier die Abstammung der Musiker von fremden Planeten oder stellt die Band vielmehr ein Gesamtkunstwerk dar?
Das erklärte Ziel des österreichischen Trios, besteht jedenfalls in der "Erlösung" des Musikkonsumenten aus den feststehenden Schemata der Popmusik - Angesichts der erschreckenden Oberflächlichkeit so mancher Plastikacts durchaus sinnvoll, jedoch stellt sich die Frage der Notwendigkeit von Komplexität. Ist Ausdruck und musikalische Selbstverwirklichung nicht auch innerhalb bestimmter Grenzen oder simplen, geradlinigen Formen möglich? Diese negative Sicht der Musikwelt liegt ganz im Auge des Betrachters. Gerade hier fällt die Problematik der zwangsläufigen Subjektivität einer Rezension umso stärker ins Gewicht. Keineswegs lässt sich über die Kreativität und das handwerkliche Können der Musiker streiten. In diesem Fall muss Letzteres auch als alleinige Grundlage der Bewertung herangezogen werden, denn MILK+ polarisieren. Ob man sie nun als anstrengend bzw. gezwungen intellektuell empfunden werden, oder sich als Offenbarung entpuppen wird je nach individuduellen Geschmack stark auseinanderdriften.